Übersicht: Spannende Wanderungen mit Kindern südlich von München

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Klettersteige mit Kindern

Passende Klettersteige zu finden, ist bei unseren Rahmenbedingungen gar nicht so einfach: Zu voll darf es nicht sein, die Anfahrt muss sich im Rahmen halten, der Zustieg darf weder zu lang noch zu eintönig sein, für Florian muss der Steig machbar, für Ariane aber nicht zu langweilig sein... Puh :-) Das lässt sich selten alles erfüllen.

Ein paar nette Klettersteige haben wir aber schon gefunden und nach etwas Zögern beschlossen, sie doch auch auf die Seite zu packen. Es gibt nämlich leider nicht sehr viele detaillierte Beschreibungen von Klettersteigen mit Kindern, und wenn, dann steht meist nur das Alter dabei. Aber nicht das viel interessantere: Die Reichweite der Kinder! Zumindest das können wir also beisteuern :-) Ansonsten gibt es ein paar Dinge bei unseren Beschreibungen zu beachten:

Unsere Bewertungen/Eignung für Kinder
Unsere Bewertungen/Eignung für Kinder
Wir sind nicht in der Lage, Klettersteige objektiv zu bewerten und zu vergleichen, dazu sollte man auf einen Klettersteigatlas zurückgreifen (wir empfehlen das Original von Schall). Anders als bei den Wanderungen lassen sich schwierige Stellen auch nicht so einfach durch Fotos darstellen, denn zum einen erkennt man z.B. die Neigung oder Griffigkeit eines Felsens nicht sehr gut, zum anderen bin ich kein Profi-Fotograf, der den perfekten Ausschnitt und Winkel findet, während er selbst auf einem Trittbügel herumbalanciert und nur eine Hand zum Festhalten hat.
Unsere Beschreibungen sind also nur ganz subjektive Berichte, wie unsere Kinder mit einem Steig zurecht kamen, und das ergibt schon zwei völlig unterschiedliche Bewertungen. Zwischen Ariane und Florian besteht ein Reichweitenunterschied von gut 30 (inzwischen fast 40) cm. Abschnitte, über die Ariane mal schnell hinwegsteigt, können darum für Florian ein riesiges Problem und vor allem auch viel anstrengender werden, so dass er im Unterschied zu den Wanderungen auf Klettersteigen konditionell stärker gefordert wird als Ariane.
Es gibt darum auch keine gemeinsamen Bewertungs-Icons wie bei den Wanderungen, sondern jeweils kurze Einschätzungen für Ariane und Florian im Popup des blauen Schwierigkeits-Icons. Die Schwierigkeit nach der Bewertungsskala (die gelben Buchstaben im Icon) sagt übrigens nicht sehr viel darüber aus, wie schwierig oder anstrengend ein Steig für Kinder insgesamt tatsächlich ist. Eine kurze senkrechte C/D-Stelle kann für Kinder viel leichter (und weniger anstrengend) sein als eine lange waagerechte C-Passage.
Wer Kinder in Arianes Alter und Größe hat, kann die Steige, auf denen wir mit beiden Kindern waren, allesamt problemlos begehen, sie sind im Zweifel sogar eher zu kurz und zu einfach. Mit Kindern wie Florian kommt man auch durch, sollte sich aber die Berichte und Fotos genau anschauen, um zu sehen, an welchen Stellen Schwierigkeiten auftraten und ob man sich das zutraut. Soviel Hilfestellung zu leisten wie in der Röbischlucht ist vielleicht nicht jedermanns Sache.
Zu beachten ist neben der Größe auch der Kraftaufwand! Florian ist für sein Alter zwar klein, aber sehr kräftig. Wer also ein Kind hat, dass zwar dieselbe Reichweite hat wie Florian, aber 1 Jahr jünger ist, sollte vorsichtig mit Steigen sein, wo ich mehrmals erwähne, dass es für Florian anstrengend war.
Griffhöhe
Griffhöhe
Die Griffhöhen auf den Bildern in den Tabellen sind mit Schuhen und "normal" gestrecktem Arm mit Faust gemessen (nur mit den Fingerspitzen ans Seil zu kommen, hilft ja nichts :-)). Auf Zehenspitzen und extrem gestreckt sind im Zweifel 10 cm mehr drin, aber wenn jemand nur so auf die angegebene Höhe kommt, dann wird es an manchen Stellen möglicherweise schwieriger als wir es erlebt haben.
Unsere Zeiten
Unsere Zeiten
Wir brauchen auf den Klettersteigen immer enorm lange (und zwar meist doppelt so lange wie im Schall-Atlas angegeben). Zum einen, weil Florian durch die schwierigen Stellen, wo das Seil zu hoch verläuft oder die Bügel zu weit auseinander liegen, nur langsam voran kommt (extremes Beispiel war hier die Röbischlucht).
Zum anderen aber auch, weil wir zu Viert quasi wie so ein Gummiband klettern: Ariane geht meist vor, und da wir vor allem in den steilen Passagen immer 2-3 Anker Abstand lassen, ziehen wir uns enorm auseinander (ich halte auch oft noch zusätzlich Abstand, um zu fotografieren). Ariane ist dann schon 20-30m weiter, bevor Steffi losklettert, und normalerweise sucht sie sich dann irgendwo einen Rastplatz und wartet auf uns. Denn ich muss im Zweifel Florian nachsichern, was natürlich zusätzlich Zeit kostet, oder an einer Stelle auf ihn warten oder zurücksteigen, wenn er Hilfe benötigt. Steffi muss auch manchmal dicht bei Florian sein, um ihm zu helfen, dann hält sie wieder Abstand, damit er ihr nicht auf den Kopf fällt.
D.h. wir klettern nicht in konstantem Abstand alle 4 parallel durch den Steig, sondern sammeln uns immer wieder, dann ziehen wir uns wieder auseinander, usw. Das geht im Moment auch nicht besser, denn wenn ich ein Stück zurück zu Florian steigen muss, darf Ariane in der Zeit natürlich nicht einfach weiterklettern, sonst verlieren wir sie aus den Augen und würden nicht mitbekommen, wenn sie in Schwierigkeiten gerät.
Unsere Zeiten sind also "Familie mit einem großen und einem kleinen Kind"-Zeiten. Wären wir nur mit Florian unterwegs, wären wir geringfügig schneller, weil einfach eine Person weniger dabei ist. Mit zwei Florians bräuchten wir auf den Steigabschnitten vermutlich doppelt so lange. Wenn ich hingegen alleine mit Ariane ginge, wären wir wohl in der Hälfte der Zeit durch die reinen Steigabschnitte durch (Zu- und Abstiegszeiten bleiben ziemlich gleich). Dasselbe gilt vermutlich auch, wenn man zwei Kinder in Arianes Größe dabei hat, denn mit denen könnte man tatsächlich permanent parallel klettern, weil man keine Hilfestellung leisten muss. Und wenn ich nicht so viel fotografieren würde, wären wir wohl auch nochmal 10% schneller. Das hab ich am Karhorn gemerkt, wo Ariane immer auf mich warten musste :-)
Mit den Anhaltspunkten kann sich hoffentlich jeder ungefähr überlegen, wie lange er mit seinen Kindern benötigt.
Vorbereitung
Vorbereitung
Wanderungen mit versicherten Stellen bzw. Mini-Klettersteige sind als Vorbereitung auf echte Klettersteige enorm hilfreich! Denn dann sind die Kinder im Umgang mit dem Klettersteigset geübt und fassen auch nicht zum ersten Mal ins Drahtseil. Unserer Touren auf Kofel, Besler, Burgberger Hörnle und den Rinnkendlsteig waren in der Summe eine perfekte Vorbereitung.
Und wenn man schon ein bisschen Felskraxeln geübt hat, ist das auch sehr hilfreich, denn man klettert ja nicht immer nur am Drahtseil. Der Oberlandsteig im Konsteiner Teil sowie der Leonhardstein sind da rückblickend gute Vorübungen gewesen.
Sehr zu empfehlen ist auf jeden Fall auch der Besuch eines Klettersteigkurses mit Kindern. Selbst wenn man mit Klettersteigset etc. schon umgehen kann, lernt man dort noch einige andere Sachen, z.B. wie man gefahrlos überholt bzw. überholen lässt.
Ausrüstung, Nachsichern,...
Ausrüstung, Nachsichern,...
Unsere Ausrüstung habe ich schon auf der Wandern mit Ansicherung-Seite beschrieben. Dort erkläre ich auch im Detail, wie unser Nachsicherungsset von Edelrid funktioniert. Bitte beachtet auch die Hinweise zu den Rastschlingen!
Nützliche Tipps (hoffentlich :-))
Nützliche Tipps
  • Bei Klettersteigen mit Seilbahn-Zustieg sollte man aufpassen! Wenn man die Zeit, die man mit Kindern braucht, nicht ganz genau einschätzen kann (und das ist ja auch sehr tagesformabhängig), besteht die Gefahr, dass man die letzte Bahn verpasst. Und dann muss man alles, was man sich bei der Auffahrt gespart hat, wieder absteigen. Beim Karhorn (letzte Bahn um 15:30 Uhr!) haben wir schmerzhaft gelernt, was das für ein Problem werden kann!
  • Gerade mit kleinen Kindern will man ungern auf vollen Steigen Stau verursachen. Selbst wenn alle geduldig sind (und das ist selten genug der Fall, wie wir schon mehrmals erleben mussten), fühlt man sich doch gedrängt, wenn andere Leute darauf warten, dass man endlich die Felswand freimacht, und dann wird man schnell unsicher oder nachlässig. Wer das vermeiden will, sollte ein paar Tricks beachten:
    • Wetter: 15 Grad bei bedecktem Himmel sind perfektes Klettersteigwetter, aber die Massen zieht's nur bei schönem Wetter nach draußen.
    • Jahreszeit: Im November oder Februar sind die wenigstens Leute auf Klettersteigen unterwegs, aber auf niedrig gelegenen Steigen herrschen oft beste Bedingungen! Oberland- und Norissteig, aber auch die talnahen Klettersteige in Österreich (Mayrhofen, Nassereith) sollte man ruhig während der Winterzeit im Auge haben. Gerade die Steige in Felswänden lassen sich nach 1-2 Tagen Sonne auch begehen, wenn im Tal ein bisschen Schnee liegt. Wo es möglich ist, verlinke ich passende Webcams zur Schneelage.
    • Tageszeit: Die meisten Leute gehen am Vormittag bzw. Mittag in die Steige, am Nachmittag wird es schon deutlich ruhiger, das haben wir fast immer so erlebt.
    • Ferien: In den Faschingsferien und (manchmal auch in den Osterferien) sind die Bayern und Österreicher normalerweise beim Skifahren. Auch eine gute Klettersteigzeit, um vielleicht auch mal werktags loszuziehen. Bei Oster- und Pfingsferien gibt es normalerweise auch mindestens eine Woche, wo in Deutschland noch Schulferien sind, in Österreich aber nicht mehr. Da sollten die österreichischen Steige also etwas leerer sein.
    • Gasthöfe/Ausrüstungsverleih: Oft beginnen oder enden talnahe Klettersteige an Gasthöfen. Wenn die im Winter noch geschlossen haben (oder am Ruhetag!), werden auch weniger Leute unterwegs sein. Meiden sollte man Klettersteige mit Ausrüstungsverleih, wenn der geöffnet hat! Denn dann kann man davon ausgehen, dass da auch viel los sein wird, sonst würde sich der Verleih nicht lohnen.
    Mit diesen Tricks kann man selbst recht belebte Klettersteige in relativer Ruhe genießen. Den beliebten Jubiläumssteig am Lehner Wasserfall haben wir bei zwar sonnigem, aber kühlem Herbstwetter Ende Oktober quasi mit Sonnenuntergang beendet und sind in der einsetzenden Dämmerung abgestiegen. Auf dem gesamten Steig waren wir alleine.
    Und auf dem Huterlaner in Mayrhofen, zu dem in fast allen Beschreibungen von "belebt, voll, Stau,..." zu lesen ist, haben wir nur 5 andere Paare bzw. 3er-Gruppen getroffen. Dabei war der Gasthof Zimmereben geöffnet, es war sonnig und mit 13 Grad im Schatten angenehm warm. Aber es war das letzte Faschingsferienwochenende Anfang März und alle Leute waren entweder auf der Skipiste oder bei der An- bzw. Abreise.
    Und wenn man doch mal gehetzt wird?
    Selbst wenn nicht so viel los ist, reicht ja auch ein Depp, der der Meinung ist, dass er seine kostbare Lebenszeit nicht mit Warten am Klettersteig vergeuden kann (siehe Fotos vom Steinwand- und Huterlaner-Klettersteig...). Wenn es passiert, dass jemand wirklich dicht an ein Kind heransteigt, dann soll sich das Kind am besten in seine Rastschlinge setzen und dort stur sitzenbleiben, bis der andere vorbei ist. Wenn das Überholen dort nicht geht, kann man nur versuchen, denjenigen zum Abstand halten zu bewegen.
    Wenn man selbst hinter dem Kind klettert, dann darf man nicht den Fehler machen, sich drängen zu lassen und selbst zum Kind hinzusteigen. Wenn das fällt, reißt es einen mit! Entweder der "Verfolger" kann vorbei, dann kann er das Kind ja auch überholen, oder er kann nicht vorbei. Dann hält man Abstand zum Kind und ignoriert das Geschimpfe. Hauptsache das Kind hat Freiraum, um in Ruhe zu klettern.
 

Frank Steiner (Email)

Last modified: Sun Oct 23 17:36:34 CEST 2022

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Gefahrenhinweis/Haftungsausschluss
Bei vielen der vorgestellten Wanderungen gibt es durchaus ausgesetzte und gefährliche Stellen. Die Wege sind teilweise in schlechtem Zustand, und die Gefahr eines Absturzes besteht bei schmalen Pfaden am Hang immer. Typische Gefahren wie Steinschlag oder schlechtes Wetter sind zudem in den Bergen jederzeit vorhanden. Wir bemühen uns, in der Darstellung jeder Wanderung zu vermitteln, wie anstrengend und gefährlich sie aus unserer persönlichen Sicht war und wie gut unsere Kinder damit zurecht gekommen sind.

Trotzdem übernehmen wir natürlich für keine der vorgestellten Wanderungen eine Garantie für die Richtigkeit der Darstellung, für die Ungefährlichkeit oder die Eignung für andere Kinder als unsere eigenen. Jeder wandert auf eigene Gefahr und auf eigene Verantwortung und muss vor Ort selbst entscheiden, ob die vorgestellten Routen gefahrlos zu begehen sind oder nicht. Die Verwendung der Informationen dieser Webseite erfolgt auf eigenes Risiko. Für Unfälle, welche eventuell auf unsere Informationen zurück zu führen wären, wird nicht gehaftet.
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