Bergwandern mit Kindern im Mangfallgebirge bei Schliersee: Nagelspitz und Wilde Fräulein
Nagelspitz (1554) und Wilde Fräulein (1615) (und Jägerkamm (1748))
Oktober 2012
Ausgangspunkt
Großer Wanderparkplatz (4,- Euro/Tag) am Spitzingsattel, ca. 1¼ Stunde Autofahrt vom Südwesten Münchens. Wenn da alles voll ist, am besten weiter zum Parkplatz der Taubensteinbahn und von dort 750 m zurück zum Sattel laufen.
Wanderkarte des Bayerischen Vermessungsamts mit Wegverlauf. Per Klick auf eine Linie öffnet man die Beschreibung inkl. Längenangabe und kann sich auch ein Höhenprofil anzeigen lassen.
Google-Map
KML-File
Der Streckenverlauf und die Positionsmarken sind freihändig eingezeichnet. Mit Hilfe von Karten und der Fotos versuche ich aber, den Weg so genau wie möglich nachzuvollziehen, so dass die Längenangaben im Großen und Ganzen stimmen sollten. Manchmal gibt es Abweichungen zwischen den Koordinaten in Google und beim Vermessungsamt, so dass die Linien und Marken auf der Vermessungsamtskarte ein kleines bisschen daneben liegen können.
Länge
ca 9.5 km mit ca. 750 hm (inkl. einiger kleiner Gegenanstiege)
Unsere Zeit
Knapp 8 Stunden (ohne die halbe Stunde, die wir mit der vergeblichen Suche nach dem direkten Weg zu den Wilden Fräulein verbracht haben). Für die letzten 1.3 km Rückweg haben wir wegen der Finsternis im Wald 55 Minuten gebraucht, das sollte bei Helligkeit in 30 Minuten zu schaffen sein.
Die Etappen zur besseren Einschätzung (ohne Pausenzeiten zwischen den Etappen):
  • Parkplatz bis Jägerbauernalm: 1¾ Stunden
  • Weiter zu unserem Rastplatz: 10 Minuten
  • Rastplatz bis Nagelspitz und zurück: 2 Stunden, inkl. 20 Minuten Gipfelrast
  • Rastplatz bis namenloser Gipfel (Westgipfel des Jägerkamm): 1 Stunde
  • Abstieg vom namenlosen Gipfel zu den Wilden Fräulein: 30 Minuten
  • Abstieg über die Wiese bis auf den Weg und weiter zum Waldrand: 35 Minuten
  • Rückweg durch den Wald zum Parkplatz bei teils völliger Dunkelheit: 55 Minuten
Alter unserer Kinder
7½ und 9½
Schwierigkeit
Eine Tour für wirklich geübte und sehr trittsichere Kinder, die eine gute Kondition und auch schon ein bisschen Erfahrung mit leichten Felsklettereien haben. Es ist insgesamt nicht besonders gefährlich, aber ziemlich anstrengend, weil man die meiste Zeit entweder weglos oder auf sehr kraxeligen Pfaden unterwegs ist. Entspanntes Laufen gibt es hier nur selten.
Der Aufstieg zur Jägerbauernalm führt über einen aufgelassenen Pfad, der aber in sehr gutem Zustand war. Kraxelig, aber gut zu laufen, nur an 2-3 Stellen muss man ein bisschen aufpassen, dass man nicht den Hang runterfällt. Nach der Alm geht es zur Nagelspitz zunächst einfach über Almwiesen weiter, dann folgt man einer Pfadspur, die sich umso mehr verliert, je näher man an die Nagelspitz herankommt. Stellenweise war es (3 Tage nach dem ersten Schneefall) im Schatten so matschig, dass jeder von uns mindestens einmal mit dem Fuss vollständig versunken ist. Zuletzt muss man sich weglos durch den Wald und teilweise dichtes Unterholz kämpfen.
Die Kletterei auf die Nagelspitz ist nicht ganz einfach. Der Aufschwung ist ein bisschen schwerer und länger als die Felsstelle am Ostgrat der Brecherspitz, aber nicht so ausgesetzt, da ein paar Meter unterhalb ein dichter Latschenkiefernbewuchs vorhanden ist. Das gilt auch für die weitere Kraxelei nach dem Aufschwung bis zum kleinen und sehr schmalen Gipfelgrat. An dessen Ende ist allerdings höchste Vorsicht geboten, dort geht es unvermittelt so steil runter, dass man geschätzt 50 m im freien Fall zurücklegen würde (genau konnte ich es nicht sehen, weil ich mich nicht getraut hab, so weit über den Rand zu schauen).
Wer nicht absolut schwindelfrei ist, sollte nach dem Aufschwung lieber entspannt dort sitzen bleiben. Ich bin mit den Kindern einzeln weiter auf den Gipfelgrat gegangen, mit beiden zusammen wär's mir dort schon zu eng und zu gefährlich gewesen. Insgesamt ist der Fels gut gestuft und ziemlich griffig, einige kleine Brocken waren allerdings lose. Man muss also aufpassen, wo man sich festhält. Die Kinder sollten lieber schon mal ein bisschen an leichten Felsstellen langgekraxelt sein, z.B. am Oberlandsteig (ohne die Wandquerungen) oder noch besser am Leonhardstein, wo man auch direkt mal schauen kann, wie sie mit weglosem Gelände zurecht kommen.
Nach der Jägerbauernalm durch den Talkessel geht es anfangs entspannt, dann steiler und kraxeliger weiter. Bis zum namenlosen Gipfel, von dem man zu den Wilden Fräulein absteigt, führt der Pfad zwei mal recht nah an Rand des Kessels vorbei. Auch hier war es im Schatten der Latschenkiefern stellenweise matschig und rutschig. Man kann von der Alm auch über den stark frequentierten Jägerkamp zum namenlosen Gipfel gehen, der Anstieg ist allerdings deutlich steiler.
Der Abstieg zu den Wilden Fräulein geht sehr auf die Knie. Der Pfad ist steil, hat teilweise hohe Stufen, und mit den vielen Felsen und Wurzeln besteht hier die größte Umknickgefahr (auch weil die Beine inzwischen schon etwas müder sind). Es geht ein paar Mal recht nah an die steilen Felsabbrüche heran, man muss also konzentriert bleiben.
Genauso wie auf den Wilden Fräulein selbst, wo man nach einem letzten zwar sehr kurzen, aber nach der langen Tour sehr anstrengenden Anstieg auf einem schmalen Grat herauskommt. Der Abstieg von dort führt unterschiedlich steil einen langen Wiesenhang herunter, teils auf Pfadspuren, teils weglos. Das ist auch nochmal anstrengend, aber insgesamt kommt man da recht gut runter, da die Wiese fast überall kleine Stufen hat. Nach einem kurzen Erholungsabschnitt auf einen angenehmen einfachen Pfad wird es im Wald wieder ziemlich kraxelig mit vielen Fels- und Wurzelstellen, aber die ließen sich sogar im Finsteren mit Taschenlampen gut meistern.
Achtung: Der direkte Weg zu den Wilden Fräulein nach dem Talkessel, auf dem man den namenlosen Gipfel umlaufen würde, existiert offenbar nicht mehr, obwohl er in den Vermessungsamts-, Kompass- und Alpenvereinskarten eingezeichnet ist (Stand 10/2012). Er wäre als Abkürzung naheliegend, aber wir haben über eine halbe Stunde nach der Abzweigung gesucht und sie nicht gefunden. Der Aufstieg auf den namenlosen Gipfel war eigentlich gar nicht vorgesehen, im Nachhinein aber trotz der zusätzlichen Höhenmeter sehr lohnend, was die Aussicht angeht.
Bitte beachtet die Gefahrenhinweise.
Attraktivität
"Warum will man denn auf einen Gipfel, den kein Mensch kennt, wo's nicht mal einen Weg hingibt, und der niedriger ist, als alles drumherum?" fragte mich eine nicht wandernde Kollegin im Büro. Weil's eine spannende Herausforderung ist und (zumindest uns) unglaublich viel Spaß macht, irgendwo hinzugehen, wo sonst keiner ist :-) Auf dieser Tour sind wir ganz gezielt den (meisten) belebten Orten ausgewichen, und so konnten wir den schönen Herbsttag zum allergrößten Teil einsam und in Ruhe genießen, obwohl der Parkplatz am Spitzingsattel wegen Überfüllung schon geschlossen war, als wir ankamen.
Vom Parkplatz geht es direkt auf einem recht urigen und wunderschönen Pfad den Hang nach oben, von dem aus man vormittags noch tolle Blicke auf die (noch nicht im Schatten liegende) Ostseite der Brecherspitz hat. Hier trifft man nur ganz vereinzelt andere Wanderer, an der Jägerbauernalm wird's dann etwas voller. Aber 200 m weiter nördlich endet der Pfad und schon ist man wieder alleine und kann es sich auf den Wiesen vor der Nagelspitz gemütlich machen und in der Sonne dösen. Hier trifft man höchstens auf ein paar Gleitschirmflieger, von denen wir zweien begegnet sind, ansonsten kann man das Panorama mit Karwendel auf der einen und Zugspitze auf der anderen Seite (und allem, was dazwischen ist :-)) in absoluter Stille genießen (wenn nicht gerade jemand vom Jägerkamp runterjodelt).
Der Weiterweg zur Nagelspitz ist sehr spannend und abenteuerlich! Es hat richtig viel Spaß gemacht, sich im immer wilder und unwegsamer werdenden Gelände seinen Weg zu suchen und zum Abschluß noch die Felsen nach oben und weiter auf ihnen entlang zu klettern. Hier ist man garantiert alleine, und das ist auch gut so, denn viel Platz gibt es auf der Nagelspitz nicht.
Vor der Jägerbaueralm kann man dann entweder den direkten Weg zum stark belebten Jägerkamp hochgehen, oder ruhig und einsam durch den beeindruckenden Talkessel zum namenlosen Nachbargipfel hochsteigen. Dieser Pfad ist vor allem oberhalb des Talkessels sehr schön und bietet abwechselnd tolle Blicke hinunter den Kessel, rüber zur Brecherspitz oder Richtung Süden. Auf dem namenlosen Gipfel selbst hat man einen grandiosen Rundblick ganz für sich allein.
Der Abstieg zu den Wilden Fräulein ist trotz seiner Schwierigkeit toll! Der Pfad ist sehr wild und abwechslungsreich und die Veränderung des Walds beim Passieren der Baumgrenze wunderschön. Auch der schmale Grat der Wilden Fräulein ist eine Stelle, auf der man viel viel länger sitzen bleiben sollte, als wir es wegen der nahenden Dunkelheit getan haben.
Wir haben hier den Sonnenuntergang unfreiwillig erlebt, weil wir so spät dran waren. Aber das Bergpanorama war dabei so unglaublich schön, dass man es eigentlich bewusst so planen und den Rückweg im Dunkeln von vorneherein in Kauf nehmen sollte. Den Kindern hat das sowieso viel mehr Spaß gemacht, die wollten schon lange mal wieder eine Nachtwanderung mit Taschenlampen unternehmen. Es ging auch ziemlich gut, nur den weglosen Wiesenhang bis runter auf den Pfad sollte man besser noch in der Dämmerung schaffen.
Infos
  • Was es mit dem namenlosen Gipfel und dem Jägerkamp auf sich hat, erkläre ich unten bei den Fotos.
  • Die Wilden Fräulein hatten wir schon lange auf unserer Liste, aber die Idee, vorher noch weglos die Nagelspitz zu erklimmen, haben wir erst im Abseits aufwärts-Heft von Christian Muschik gefunden.
  • Ob die Strecke schneefrei ist, kann man auf der Webcam der Taubensteinbahn nachschauen. Dort sieht man die Wilden Fräulein mit dem Wiesenhang, den man nach links runtersteigt; rechts darüber der namenlose Gipfel und rechts davon der Jägerkamp. Links von den Wilden Fräulein erkennt man im Hintergrund die Brecherspitz.
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Das linke Foto haben wir im Juni von der Brecherspitz aus aufgenommen, ohne dass uns bewusst war, dass man da die ganze (schon geplante) Wanderung sieht. Die Nagelspitz ist da tatsächlich gerade noch so zu erkennen.

Wegen Sperrung der Ortsdurchfahrt Schliersee mussten wir im Oktober von Osten her anfahren. Erfreulicherweise, denn nur so hatten wir kurz hinter Fischbachau diesen schönen Blick auf die Nagelspitz im rechten Bild. Die Felsspitze ragt nur ganz ganz knapp hinter einer bewachsenen Kuppe hervor. Den senkrechten Abbruch kann man von hier aus nicht sehen, er wird durch die Felsen links unterhalb verdeckt.

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Der Parkplatz war um kurz nach 10 bereits geschlossen. Scheint so ein "Goldener Herbst, jetzt noch mal schnell vor dem ersten Schnee raus"-Effekt zu sein, denn im Mai und Juni war Samstags auch um 11 Uhr noch die Hälfte frei. Nach dem Ausladen der Kinder hab ich das Auto weiter unten geparkt (siehe Karte), kürzer wäre es aber gewesen, weiter zum Parkplatz der Taubensteinbahn zu fahren und von dort zurück zu laufen.

Am nördlichen Ende des Parkplatzes (Richtung Schliersee) beginnt der aufgelassene Pfad. Irgendwie lustig, dass wir zum zweiten Mal vom Spitzingsattel mit diesmal sogar ca. 100 Autos starten, und trotzdem wie schon bei der Brecherspitz-Tour fast die ganze Wanderung einsam unterwegs sind :-)

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In der ersten Kehre nicht geradeaus, sondern rechts.

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Der Pfad im Hintergrund ist der Rückweg.

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Die Querung des Geröllfelds ist nicht schwierig oder gefährlich.

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Der Pfad ist wirklich wunderschön, wild und urig, manchmal auch etwas kraxelig. Die Wurzeln und Felsen waren teilweise noch etwas feucht und rutschig, insgesamt war der Pfad aber sehr gut zu laufen und hat richtig viel Spaß gemacht.

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Auf den gelben Pfeil achten. Unterhalb verlief der Pfad wohl früher, ist nun aber abgerutscht. Von hier aus ist die Brecherspitz schön zu sehen und der Jägerpfad, der unser Rückweg war, tatsächlich an einigen Stellen deutlich zu erkennen.

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Die Schneeverbauungen konnten wir damals von der Brecherspitz aus sehen.

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Nach ihnen geht es einige Zeit durch dichteren Wald...

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...bis man auf den breiteren Wanderweg aus dem Tal trifft, der rechts hoch und dann ein Stück in Gegenrichtung zurück führt. Er ist deutlich weniger kraxelig, hat dafür aber mehr Steigung.

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Wenn man am Talkessel herauskommt, geht es links zur Jägerbauernalm. Wer aber gar nicht zur Nagelspitz (und auch nicht zum Jägerkamp), sondern nur zu den wilden Fräulein will, biegt hier besser rechts ab. Dieser Pfad ist sicherlich spannender als der Aufstieg durch den Talkessel. Natürlich kann man auch nach der Nagelspitz hier langgehen, es ist dann aber ein Umweg.

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Um die Jägerbauernalm herum war der einzige Bereich der Wanderung, wo ziemlich viel los war. Erstmal geht es nach links zur Nagelspitz.

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Der Pfad endet ungefähr da, wo Steffi und die Kinder im linken Foto laufen (bzw. biegt dort nach rechts runter zur Benzingalm ab). Man geht dann einfach weiter geradeaus auf die kleine Kuppe zu und ist sofort wieder ganz allein.

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Hinter der Kuppe wird es flach und da, wo Steffi und Florian stehen, kann man angenehm auf Steinen sitzen oder sich sogar in den Schatten legen. Hier war's windstill und richtig warm, so als wäre noch Sommer. Eine Woche späten lagen hier 30 cm Schnee :-) Das tolle an diesem Rastplatz sind die Ausblicke in alle Richtungen. Hier rechts Aiplspitz und Benzingspitz (der Wendelstein weiter links davon kommt später noch dran...).

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Die Brecherspitz. Unterhalb der Latschenkiefern im Vordergrund rauschte es plötzlich laut und 30 m von uns entfernt erhob sich ein Gleitschirm. Ein paar Minuten später kam ein Wanderer mit einem riesigen Rucksack an, den wir dann von der Nagelspitz aus ins Tal gleiten sahen. Der hat uns erzählt, dass heute zwar keinerlei Termik herrschte, aber man trotzdem ca. 15-20 Minuten bis uns Tal unterwegs ist. Diese Wiese ist jedenfalls bei Paraglidern sehr beliebt, so dass man bei schönem Wetter große Chancen hat, welche zu sehen.

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Von unserem Rastplatz hat man die Nagelspitz schon gut im Blick. Der Felszacken in der Mitte wird in manchen anderen Beschreibungen und Fotos als Nagelspitz bezeichnet, aber das ist definitiv falsch. Links von dem pink markierten Felsen in der Wiese beginnt ein erkennbarer Trampelpfad zwischen zwei Latschenkiefern hindurch.

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Der ungefähre Wegverlauf zur Nagelspitz. Der Anfang des Pfads (wo links die türkise Linie beginnt) ist von hier aus deutlich zu sehen. Der gelb markierte Baum kurz vor dem Felsaufschwung wird uns nachher nochmal helfen, den Weg zu finden.

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Bevor man zwischen den Latschen verschwindet, muss man sich nochmal umdrehen. Von hier aus schaut man nämlich an der Brecherspitze vorbei und hat nun einen tollen Blick auf den Risserkogel (der kleine Zacken rechts daneben heißt "Blankenstein") und die Zugspitze rechts hinten.

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Der Pfad führt unterhalb des namenlosen Felsens vorbei und ist recht gut erkennbar. Es kommt einmal eine Abzweigung nach unten, hier muss man sich oben halten (das Foto stammt vom Rückweg). Kurz vor und nach dieser Stelle mussten wir auf kleinen Grashügeln und Steinen durch Matsch balancieren, sind aber alle mal danebengetreten :-)

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Nachdem der Pfad ein bisschen angestiegen ist, erreicht man einen (breiten) Grat, auf dem Pfadspuren nach links oben führen. Wir müssen hier aber nach rechts abbiegen.

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Nach ein paar Metern sind die Pfadspuren verschwunden und Latschenkiefern versperren den Weg. Hier steigt man vom Grat links runter in den Wald und geht dann immer etwas unterhalb des Grats weiter. Man sollte sich nicht zu weit nach unten in den Hang begeben, damit man die Lichtung nicht verpasst. Wir sind auf dem Hinweg relativ früh wieder rechts hoch...

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... dann kommt man auf diese "Vor-Lichtung" im linken Bild. Die kann man auch unterhalb umgehen. Hinter ihr liegt die eigentliche Lichtung im rechten Bild, von wo aus man den gelb markierten Baum wieder sieht, hinter dem die Felsen der Nagelspitz durchschimmern. Von dieser Lichtung aus steigt man nochmal links runter, geht ein bisschen den Hang entlang, und wechselt über den Grat auf die andere Seite. Den direkten Weg zwischen Lichtung und Baum haben wir auch versucht, aber da muss man sich sehr mühsam durchzwängen und ist hinterher ziemlich verkratzt.

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Also lieber ein paar Meter runter und gleich wieder rechts und am Hang entlang. Auch hier gilt: Immer möglichst nah am Grat bleiben.

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An diesen Felsbrocken geht es nicht mehr weiter geradeaus, also steigt man rechts hoch...

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...und überquert den kleinen Grat. Da ist unser Baum wieder :-) Kurz vor dem Baum ist es nochmal etwas schwieriger mit Wurzeln und Steinen im immer steiler werdenden Hang. Man sollte hier möglichst weit oben bleiben und sich ruhig an den Latschenkiefern festhalten. Ich steh hier beim Fotografieren schon viel zu weit unten.

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Unterhalb des Baums ist der Grashang am steilsten. Man würde hier nur ein paar Meter bis in die Latschenkiefern rutschen, also keine Absturz-, aber dafür eine große Knöchel-Verstauch-Gefahr. Nach dem Baum kommt man an den Felsaufschwung.

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Der Fels hat hier viele praktische Stufen, aber auch einige lose Brocken. Man sollte immer erstmal prüfen, woran man sich festhält.

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Nach dem Felsaufschwung kann man auf dem Grat recht gut sitzen. Ich bin von hier aus mit den Kindern einzeln vor auf den Gipfel, weil das doch nicht so ganz ungefährlich ist.

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Der Weiterweg zum Gipfel. Er ist gut zu bewältigen, weil der Fels weiterhin viele Stufen hat, aber man muss sehr konzentriert gehen und sollte vielleicht lieber erst einmal ohne Kinder den besten Weg suchen.

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Wenn man hinter der Latschenkiefer hochsteigt, kommt man auf den Gipfelgrat, der ein bisschen breiter ist. Rechts der Rückblick vom Gipfel. Wenn man an dem roten Punkt steht, sieht es für den Rückweg ziemlich steil aus. Darum bin ich testweise mal rechts runter, um nach einem alternativen Rückweg zu schauen. Da kann man ein paar Meter unterhalb des Grats entlang und dann an der Latschenkiefer wieder rüber steigen. Das erschien mir mit den Kindern der ungefährlichere Rückweg. Von den Fotos her versteht man das jetzt nicht, aber wer das vor Ort sieht und ähnlich empfindet, weiß dann, dass es einen alternativen Rückweg gibt. Auf dem besteht keine Absturzgefahr, weil alles dicht mit Latschen bewachsen ist.

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Vorsicht: Der Gipfel bricht ziemlich unvermittelt senkrecht ab, man sollte die Kinder auf dem Grat also keinesfalls vorgehen lassen! Ich bin den letzten Meter auf allen Vieren an den Rand herangekrabbelt und habe das Foto mit ausgestrecktem Arm gemacht, weil mir selbst mulmig war. Die Kante ist ziemlich brüchig und man sieht nicht, welcher Stein da noch hält und welcher nicht mehr.

Im rechten Foto sieht man im Vordergrund die bewachsene Felskuppe, hinter der beim Blick aus dem Tal die Nagelspitz nur knapp hervorragte. Das Foto ganz oben hab ich von dem roten Punkt aus aufgenommen. Hier ist jetzt endlich auch mal der Wendelstein mit auf dem Foto. Viel schöner...

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...ist von hier aber der freie Blick auf den Schliersee.

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Wieder zurück auf der Wiese. Wer den Jägerkamp mitnehmen will, kann vor der Jägerbauernalm links auf den Gratweg abzweigen und vom Jägerkamp nach rechts rüber zu den namenlosen Gipfel beim roten Pfeil. Dort beginnt der Weg hinunter zu den Wilden Fräulein. Der Pfad durch den Talkessel, den wir genommen haben, ist weniger steil und viel einsamer, weil alle zum Jägerkamp rennen.

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Der Pfad durch den Talkessel ist sehr angenehm und entspannt zu laufen. Oben am Rand stößt irgendwo der andere Pfad wieder dazu, auf dem man unten im Talkessel rechts herum aufsteigen kann. Wir haben aber nicht genau gesehen wo.

Auf dem rechten Foto sollte laut Wanderkarten irgendwo ein direkter Pfad zu den wilden Fräulein abzweigen, ungefähr in der Linkskehre oben rechts. Dadurch würde man sich den Umweg über den namenlosen Gipfel sparen. Wir haben gut 1/2 Stunde gesucht und uns 100 m hoch und runter in jede noch so kleine Lücke zwischen den Latschenkiefern reingequetscht, aber es war nichts zu finden, das nach Pfad aussah oder nicht nach 2 m wieder vollkommen undurchdringlich geworden wäre. Vermutlich ist der Pfad zugewachsen.

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Also weiter auf dem Pfad zum namenlosen Gipfel, rechts im Hintergrund erkennbar. Man hat von hier einen tollen Blick Richtung Süden, fotografieren konnte ich das aber gegen die Sonne nicht.

Auch mit dem Wissen, dass der Abkürzungspfad zu den Wilden Fräulein nicht existiert, würde ich den Weg wieder so herum und nicht über den Jägerkamp laufen. Dort waren ständig die vielen Leute zu sehen (und teilweise sogar zu hören), während wir auf dieser Seite ganz alleine unterwegs waren. Außerdem war es hier richtig schön!

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Der Pfad führt zweimal nah an den Rand, ansonsten ist er ungefährlich.

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Von hier oben kann man nochmal die ganze Strecke von der Jägerbauernalm zur Nagelspitz erkennen.

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Im rechten Foto stehen wir auf dem namenlosen Gipfel. Ich hatte mich schon während der Tour gewundert, wieso dieser Gipfel in den Karten 2 m höher ist als der Jägerkamp, aber keinen Namen hat. Also hab ich mal in die historische Karte im Bayernatlas geschaut, und tatsächlich sieht es dort so aus, als sei dort dieser Gipfel als Jägerkamp benannt und nicht der heutige mit dem Gipfelkreuz! Ich hab daraufhin mal beim Bayerischen Vermessungsamt nachgefragt, was das zu bedeuten hat. Gleich am nächsten Tag bekam ich eine freundliche Mail mit 4 historischen Kartenausschnitten und einer Erklärung zurück! Es verhält sich so:

Fazit: Wir stehen hier auf dem höheren Gipfel des "Jägerkamm", die vielen Leute beim Gipfelkreuz haben alle den eigentlichen Gipfel verpasst und stehen auf dem niedrigeren ;-) In jedem Fall ist unser Gipfel einsamer und allein deshalb viel schöner. Und das Panorama von hier aus ist eine Wucht!

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Hier sieht man links einen Teil des Jägerkamms, der rüber zum Gipfelkreuz führt. Daneben Wendelstein, Benzingspitz und Aiplspitz, die von dieser Seite wie eine Pyramide aussieht. Die Gipfel rechts kenn ich alle nicht :-) Genau in der Mitte des rechten Fotos erkennt man die Taubensteinbahn am Waldrand. Da hängt irgendwo die Webcam, die ich oben verlinkt habe.

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Beim Abstieg sind die Wilden Fräulein hin und wieder zu sehen. Der Pfad ist nicht ganz einfach und geht anfangs sehr auf die Knie. Aber es ist mit der schönste Abschnitt auf der ganzen Wanderung!

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Ein paar Mal geht es etwas überraschend an steile Abbrüche heran.

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Leider muss man zu den Wilden Fräulein nochmal ein Stück wieder hochsteigen, was nach der schon recht langen Tour ein bisschen anstrengend ist. Dafür wurden wir aber mit dem Anblick der zweiten Gämsen"herde" entschädigt :-) Die erste hatten wir vor der Nagelspitz aufgescheucht und sie wegen ihres wilden Quieken erst für Wildschweine gehalten. Die waren aber leider so schnell weg, dass ich sie nicht fotografieren konnte. Diese Gruppe hier hat hingegen regelrecht posiert! Auf dieser Lichtung sollte von rechts der Abkürzungspfad rauskommen, den wir oben nicht gefunden hatten. War aber auch hier nicht zu sehen...

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Die Wilden Fräulein! Man kann vom höchsten Punkt noch ein paar Meter Richtung Spitzingsee gehen, aber bis ganz vor auf die Felsen bin ich nicht mehr gekraxelt. Es war nicht geplant, dass wir hier so spät ankommen, aber es war gut so. Denn hier war der perfekte Ort, um den Sonnenuntergang zu genießen!

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Schon wieder der Risserkogel :-)

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Der Abstieg von den Wilden Fräulein verläuft anfangs noch über Pfadspuren, die sich aber hinter den Bäumen auflösen. Man hält sich am besten ein bisschen links und peilt die Kuppe an, denn zu weit rechts wird der untere Abschnitt des Hangs immer steiler. Ungefähr an dem blauen Kringel gibt es wieder einen Pfad, dem man ein Stück nach unten folgen kann.

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Nach der großen Linkskurve gibt es zwei kleine Serpentinen, links am Bildrand. Dort zweigt eine Spur nach rechts ab, auf den etwas größeren Felsbrocken mit der Kiefer zu. Unten sieht man vor dem Waldrand schon den Pfad, auf den wir wollen und der nach rechts zurückführt. Hinter den Felsbrocken gab es keine Spuren mehr, aber der weglose Abstieg durch die vielen Steine hindurch ging ausgesprochen gut. Man sollte ihn allerdings noch bei Tageslicht hinter sich bringen.

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Hier links war es nicht annähernd so hell, wie der Fotoapparat mit seinem Dämmerungsmodus glauben macht :-) Es war sogar schon ziemlich düster, und kaum waren wir im Wald, haben wir fast nichts mehr vom Weg gesehen. Die erste viertel Stunde konnten wir noch ohne Taschenlampen laufen, dann war das Restlicht ganz verschwunden.

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Der Weg hat neben ein paar kleinen Treppenstufen und Stegen vor allem sehr viele felsige Stellen, die wir bei Taschenlampenlicht natürlich etwas langsamer überwinden mussten. Es ging insgesamt aber überraschend einfach, und war aus Sicht der Kinder weniger ein schwieriger Weg als vielmehr eine spannende Nachtwanderung! Auf dem rechten Foto sind wir schon aus dem Wald heraus auf dem Teil des Pfads, den wir beim Aufstieg als Rückweg erkennen konnten (siehe Foto oben). Die Lichter gehören zu dem Gästehaus, das 50 m hinter dem Parkplatz steht.

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Geschafft :-) Gut, dass es hier so eine Art Bank gab. Ich kann mich noch an Wanderungen als Kind erinnern, wo wir erschöpft irgendwo sitzen bleiben durften und mein Vater das Auto holen ging. Das war immer schön! Aber nun bin ich ja der Papa, und das Auto steht noch 900 m weg :-O "Also, bis gleich!" :-)

Als ich zurückkam, fuhr schon das zweite Auto mit Blaulicht vorbei, und auch auf dem Parkplatz hier stieg jemand aus und streifte sich eine Bergwacht-Weste über. Hoffentlich ist alles gut gegangen... Abendessen gab's wieder, wie auch schon nach der Brecherspitz-Wanderung, sehr lecker beim "Schnapper Wirt" am Ortseingang von Schliersee.

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Frank Steiner (Email)

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